Павел I, царь
Zar Paul I
Der gekr?nte Konterrevolution?r
Zar Paul I. aus dem Hause Romanow bestieg den russischen Thron im Alter von 43 Jahren als reifer, vern?nftiger Mann, der bereits einen bis ins Detail durchdachten, wohl?berlegten Regierungs- und Reformplan besa?. Schon in seinen Jugendjahren dachte der k?nftige russische Zar an sein reformbed?rftiges Heimatland. Der Kronprinz erstellte zahlreiche Gesetzentw?rfe, die er jahrelang schliff und vervollkommnete und deren praktische Umsetzung er sorgf?ltig plante. In der Periode seines Lebens, die Zarewitsch Paul von seiner Mutter Kaiserin Katharina II. in der Hauptstadt St. Petersburg entfernt ab August 1783 bis zu seiner Thronbesteigung im Vorort Gatschina verbringen mu?te, reiften seine politischen Ansichten und Reformpl?ne.
Von Wolfgang Akunow
Nach seinem tragischen Tod wurden ganze Berge von Heften entdeckt, die seine Notizen und Gedanken ?ber Staat und Staatsordnung, Politik und Gesetze, historische Exkurse und Aphorismen ?ber gekr?nte H?upter sowie andere hervorragende Pers?nlichkeiten enthielten. Da Paul im voraus Pl?ne allseitiger Reformen entwickelt hatte, konnte er in seinen vier Regierungsjahren so viel zustande bringen.
Paul war seit 1776 mit der Prinzessin Sophie-Dorothea von W?rttemberg verheiratet, die nach ihrem ?bertritt zum orthodoxen Glauben Marie Feodorovna hie?. Pauls erste, 1773 geschlossene Ehe mit der Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Darmstadt, die im gleichen Jahr an den Folgen einer Fehlgeburt verstarb, blieb kinderlos. Der zweiten Ehe mit Marie Feodorovna entsprangen jedoch zehn Kinder. Allein diese Tatsache zeugt von Pauls gl?cklichen Familienleben. Er liebte seine Frau, die diese Liebe erwiderte. Erst in Pauls letzten Regierungsjahren wurden sie durch Hofintrigen voneinander entfremdet. Diese Entfremdung h?tten sie jedoch bestimmt ?berwunden, wenn Paul am Leben geblieben w?re. Das Verhalten seiner Witwe nach Pauls Ermordung legt dar?ber ein beredtes Zeugnis ab.
Von seiner Adoptivgro?mutter Zarin Elisabeth von Ru?land, der Tochter Peters I., erbte Paul ihre tiefe Religiosit?t und Liebe zum Gebet, von seiner Mutter Katharina II. ihre Klugheit und Bildungsf?higkeit, von seinem Vater Zar Peter III. sein kindhaft offenes Gem?t, seine Verehrung Friedrichs des Gro?en und seine Liebe zum Milit?r in preu?ischer Tradition.
Katharina II., die direkt oder indirekt Mitschuld an der Ermordung ihres Mannes Zar Peter III. trug, isolierte ihren Sohn Paul und hielt ihn vom Thron fern. |
Die kinderlose Kaiserin Elisabeth nahm Paul noch als kleines Kind seiner Mutter Katharina weg, um ihn selbst zu erziehen. Ihrem Sohn dadurch entfremdet, hat Katharina nach ihrer gewaltsamen Thronbesteigung infolge eines Milit?rputsches 1762 (wobei ihr Ehemann Zar Peter III. entthront und ermordet wurde) Paul zwar zum Thronerben erkl?rt, ihn jedoch als gef?hrlichen Rivalen betrachtet. Im Geiste russischer Thronfolgetraditionen sollte sie das unm?ndige Kind zum Zaren kr?nen lassen und bis zu seiner Vollj?hrigkeit als Reichsverweserin herrschen.
Konflikt mit Katharina II.
Nach Vollendung von Pauls 16. Lebensjahr wurden die Stimmen immer lauter, er solle nun Kaiser werden, da Katharina II. kein Recht auf den Thron habe. Infolge dieser Ger?chte wurde Paul seiner Mutter, die zumindest Mitverantwortung an der Ermordung seines Vaters trug, noch unliebsamer. Daher tat sie mit Pauls Sohn Prinz Alexander das Gleiche, was Zarin Elisabeth seinerzeit mit Paul getan hatte: Sie entri? Alexander (sowie sp?ter auch Pauls ?brige Kinder) den Eltern, um ihn auf ihre eigene Art zu erziehen.
Katharina kam auf den Gedanken, den russischen Thron an ihren Enkel Alexander weiterzugeben und dabei ihren Sohn Paul zu umgehen. Sie hat diesen Plan zwar nicht umsetzen k?nnen; Paul und dem Hofstaat war er jedoch bekannt. Dies vergr??erte seine seelischen Spannungen noch.
Paul, der schon als Kind vom gewaltsamen Tod seines Vaters Peter III. erfahren hatte, ehrte dessen Andenken und versuchte, ihn nachzuahmen. Dies reizte
die von Gewissensbissen gequ?lte Katharina II. noch mehr. Sie hielt den seinem Vater auch ?u?erlich sehr ?hnlichen Kronprinzen fern von St. Petersburg, in den Vororten Gatschina und Pawlowsk, ohne ihn in die Staatsgesch?fte einzuweihen.
Pauls Sohn, der sp?tere Kaiser Alexander I., f?hlte sich im wahrsten Sinne des Wortes zwischen Vater und Gro?mutter, Gatschina und Petersburg, zerrissen. F?r alle Beteiligten war dies ein gro?es seelisches, aber auch dynastisches Drama. Anderseits versetzten gerade diese tragischen Umst?nde den k?nftigen Kaiser Paul I. in die Lage, die Staats- und Regierungsgesch?fte seiner gekr?nten Mutter gleichsam als Au?enstehender und recht kritisch zu betrachten.
Noch lange vor seiner Thronbesteigung begriff Paul folgendes:
- die Rechtswidrigkeit des Sturzes Kaiser Peters III., den kriminellen und unmoralischen Charakter seiner Ermordung und folglich auch der Thronbesteigung Katharinas II.;
- die Unzul?ssigkeit der Unterordnung des Zaren unter den Adel (der Hauptkonzession, die Katharina II. dem russischen Adel machen mu?te, der als Gegenleistung ihren Thronraub akzeptierte);
- die Verderblichkeit der Leibeigenschaft der russischen Bauern und deren daraus resultierende Entfremdung vom Zaren;
- die Sch?ndlichkeit und Sch?dlichkeit der Unzucht und des ?berm??igen Luxus, die am St. Petersburger Hof herrschten und unter Katharina II. ihren H?hepunkt erreichten;
- die Unzul?ssigkeit der aus Frankreich importierten Freigeisterei und republikanischen Stimmungen im russischen Adel, der die Zarin als sein Werkzeug und seine Strohpuppe betrachtete.
Alle diese f?nf negativen Besonderheiten des Lebens im damaligen Ru?land waren nichts anderes als Merkmale der von Katharina durchgef?hrten „Revolution" (wie sie selber ihren Staatsstreich bezeichnete). Daher betrachtete Paul die „Konterrevolution", d.h. Ru?lands R?ckf?hrung zu den gesunden und lauteren Grunds?tzen dessen traditionellen Lebens, als seine wichtigste Lebensaufgabe.
Paul, erzogen vom ehemaligen Au?enminister Graf Nikita Panin und von Platon Levschin, dem sp?teren Metropoliten von Moskau, war als aufrichtig gl?ubiger Christ aufgewachsen, ein gutm?tiger, offener, anst?ndiger und kluger, jedoch j?hzorniger, scharfer und kindhaft leichtgl?ubiger Mensch. Das Leben konfrontierte ihn mit Grobheit, Niedertracht, Habsucht, Bestechlichkeit, Betrug und anderen Lastern, die er verabscheute und sp?ter nach M?glichkeit hart bestrafte. Sein besonderer Ha? galt den zahlreichen G?nstlingen und Lustknaben seiner Mutter, die das Ehebett seines frevelhaft ermordeten Vaters besudelten.
Als Paul nach dem Tod seiner Mutter zum Kaiser proklamiert wurde, lie? er zuallererst die sterblichen ?berreste seines Vaters Peter III. ausgraben und sie neben der Totenbahre Katharinas II. im Petersburger Winterpalast aufbahren. Zar Paul I. lie? den Sarg seines Meuchelm?rderh?nden erlegenen Vaters ?ffnen und setzte dem Toten eigenh?ndig die Kaiserkrone auf. Danach wurden Peter III. und Katharina II. gleichzeitig und gemeinsam in der Zarengruft der Peter-Paul-Kirche bestattet.
Der Volkszar
1797 traf Kaiser Paul I. in Ru?lands Althauptstadt Moskau ein. Hoch zu Ro?, ohne Leibwache, mischte er sich furchtlos und gutgelaunt unter die jubelnde Volksmenge. „Meine Lieben!" rief der Zar ihnen zu. „Ich werde alles tun, um euer Los zu erleichtern!" So etwas hatte Ru?land noch nie erlebt. „Das ist ein wahrer Zar!" wurde gerufen, und ganz Moskau erbebte vor lauten Hurrarufen.
Als Paul nach dem Tod seiner Mutter zum Kaiser proklamiert wurde, erlie? er verschiedene Gesetze zum Schutz der Leibeigenen und zur Eind?mmung der Macht des Adels. |
Am 5. April 1797 las Paul I. das von ihm erstellte Gesetz ?ber die Kaiserliche Familie. Dadurch wurde der Erla? Kaiser Peters I. ?ber das Recht des russischen Autokraten abgeschafft, seinen Nachfolger nach eigenem Gutd?nken zu benennen. Von nun an wurde eine strikte Thronfolge eingef?hrt, wonach dem Vater sein ?ltester Sohn, im Falle der Kinder- bzw. S?hnelosigkeit der ?lteste Bruder auf den Thron folgte.
Kaiser Pauls neues Thronfolgegesetz unterband in Ru?land f?r immer die Gefahr der Palast-Revolten", die das gewaltige, weitausgedehnte Reich im Laufe des ganzen 18. Jahrhunderts ersch?ttert hatten. Es war das Ende der Macht des Adels ?ber die russischen Monarchen, die nicht mehr von den Sympathien bzw. Antipathien ihrer hochadeligen Untertanen abhingen. So wurde in Ru?land die
Autokratie der Zaren wiederhergestellt. Der dadurch zutiefst betroffene und erboste Adel trat in Opposition zu Kaiser Paul. Dieser Kampf des russischen Autokraten mit dem russischen Adel wurde zum entscheidenden Faktor und pr?gte das gesamte weitere Schicksal des russischen Staates bis zur Revolution von 1917.
Am gleichen Tag des Jahres 1797 wurde Zar Pauls Manifest proklamiert, wonach die leibeigenen Bauern (die damals den weitaus ?berwiegenden Teil der russischen Bev?lkerung ausmachten) erstmalig gleich Adel, Klerus und B?rgertum auf den Zaren vereidigt werden mu?ten und nicht mehr als „Sklaven" (wie unter Zar Pauls Vorg?ngern), sondern als „liebe Untertanen" bezeichnet und somit als Staatsb?rger anerkannt wurden. Bald erschien Kaiser Pauls Erla?, der es den adeligen Gutsbesitzern verbot, ihre h?rigen Bauern l?nger als drei Tage in der Woche zur Fronarbeit zu verpflichten. Die restlichen drei Tage konnten die Bauern ihren eigenen Acker bestellen. Der Sonntag wurde ihnen zum Feiertag, wie allen ?brigen Christen. Die Abgaben der leibeigenen und staatlichen Bauern wurden erleichtert. Unter Androhung strengster Strafen wurde Besitzern verboten, ihre Leibeigenen, die Frau und Kinder hatten, ohne diese zu verkaufen. Ferner wurde verboten, Bauern von ?ber 70 Jahren k?rperlich zu z?chtigen. Anderseits wurde die k?rperliche Z?chtigung von Adeligen f?r kriminelle Straftaten eingef?hrt. In Adelskreisen waren diese Novationen als „Revolution von oben" verp?nt, welche als Grund daf?r diente, Kaiser Paul erstmals als „Verr?ckten auf dem Thron" zu verschreien.
Ein Beispiel: Ein Gutsbesitzer nahm seinen h?rigen Bauern rechtswidrig einen Teil deren Ackerlandes weg. Diese verklagten ihn bei Zar Paul (der all seinen Untertanen dieses Recht verlieh). Der erschrockene Gutsbesitzer, der sehr wohl wu?te, wie peinlich ernst Zar Paul sein Postulat ?ber die Gleichheit all seiner Untertanen vor dem Gesetz nahm und wie genau er dessen Einhaltung zu kontrollieren verstand, bat seine Bauern ?ffentlich um Vergebung und erhielt sie von ihnen.
Als Zar Paul ihn sp?ter empfing, sagte dieser: „Merk dir ein f?r allemal, die Bauern sind nicht deine Sklaven, sondern meine Untertanen gleich dir. Du hast nur f?r sie zu sorgen und bist f?r sie mir gegen?ber verantwortlich, wie ich f?r euch alle und f?r ganz Ru?land gegen?ber Gott dem Allm?chtigen verantwortlich bin..."
Paul I. wurde zum ersten wahrhaftigen Volkszaren, nicht nur zum Adelszaren wie seine Vorg?nger. Deshalb unterstrich er immer wieder, da? die adelige Herkunft f?r ihn keine Bedeutung hatte: „In Ru?land ist nur derjenige bedeutsam, mit dem ich rede und solange ich mit ihm rede", erwiderte Paul einmal einem H?fling, der auf seine Bedeutsamkeit hinwies.
Kaiser Paul verbot, adelige Kinder und sogar Babys formell in die Garde aufzunehmen, was vorher praktiziert wurde, um deren „Dienstalter" zu erh?hen. Gardeoffizieren wurde verboten, in Vier- und Sechsgespann-Karossen zu fahren, bei K?lte Pelzm?ntel und -muffen sowie bei Ausgang Zivilkleider zu tragen. Ihre Vorrechte gegen?ber Armeeoffizieren wurden abgeschafft. Bei Truppen?bungen und Wachparaden wurden sie alle nach preu?ischem Muster „geschliffen". Dies gab adeligen Oppositionellen (nicht nur im Offiziersmilieu) gen?gend Anla?, ?ber den „grausamen Preu?endrill" unter Paul I. zu lamentieren. Indessen war der Zar nur gegen?ber verlotterten Offizieren streng. F?r einfache, „gemeine" Soldaten (wie es damals hie?) sowie deren Verpflegung und Bekleidung sorgte er wahrhaft v?terlich. Die Soldaten liebten Paul sehr und waren ihm treu ergeben, weil er versuchte, sie gegen?ber besonders grausamen Offiziere zu besch?tzen. So wurde Pauls Jugendfreund General Araktschejew aus den Reihen der Armee versto?en und auf sein Gut verbannt, weil er drei Soldaten beim Spie?rutenlaufen zu viele Schl?ge verordnet hatte und die Bestraften an den Folgen verstorben waren.
In der Nacht des Meuchelmordes an Paul I. durch seine Offiziere versuchten einfache Gardesoldaten, ihn zu retten. Nach Kronprinz Alexanders Ausrufung zum neuen Kaiser verweigerte ihm das Preobrashenski-Garderegiment den ?blichen Hurraruf, weil es sich des Todes von Zar Paul nicht sicher war. Dieser Umstand sagt viel ?ber die wahre Lage der Soldaten unter Paul, die alles andere als schlecht und rechtlos war.
Bei aufmerksamer Analyse des absonderlichen und strengen Verhaltens Kaiser Pauls gegen?ber seinem Hofstaat und anderen M?chtigen begreift man, da? der Zar sie nur so behandelte, wie sie selbst ihre Leibeigenen, Soldaten und andere Untergebene behandelten.
In seinem ersten Regierungsjahr lie? Paul I. an ?ffentlichen Pl?tzen und Geb?uden Briefk?sten anbringen, in die jedermann an ihn gerichtete Bitt- oder Klageschriften einwerfen konnte. Jeden Tag las der Kaiser diese Post. Aus Angst vor seinem Zorn begannen Leute, die Dreck am Stecken hatten, gegen Paul gerichtete Spottschriften und Karikaturen in die Briefk?sten einzuwerfen. Paul lie? die Briefk?sten entfernen, wu?te nun aber, wer seine wahren Feinde waren.
Der Zar tat alles, um Ru?lands Wohl und Interessen zu dienen. Die von Katharina II. geerbten Staatsfinanzen waren zerr?ttet Durch die Ausgabe zu vieler Papier-Geldscheine war der Rubel stark entwertet. Paul lie? die ?berz?hligen Banknoten in seiner Anwesenheit verbrennen. Der Zar beschlo?, mehr Silberm?nzen in Umlauf zu bringen. Silber war aber knapp. Da lie? er kurzerhand das unz?hlige silberne Tafelgeschirr seiner Mutter einm?nzen und erkl?rte, er werde auf Zinn statt auf Silber tafeln, solange Ru?lands Finanzen nicht in Ordnung seien. Um der franz?sisch-revolution?ren Freigeisterei Einhalt zu gebieten, verf?gte Paul ein Einreiseverbot f?r Ausl?nder sowie Ausreiseverbot f?r Russen (selbst zu Studienzwecken) und untersagte die Einfuhr ausl?ndischer B?cher und Zeitungen. Die Presse wurde von nun an strengstens zensuriert.
Anderseits schenkte Zar Paul der russisch-orthodoxen Kirche gro?e Beachtung. Mehrere unter Katharina II. geschlossene Kl?ster wurden wiederer?ffnet. 1797 stiftete Paul mehrere neue Auszeichnungen f?r den Klerus: scharlachrote Ehren-M?tzen (Skufja, Kamilavkion) und Mitren, goldene Brustkreuze. Seit Paul wurden dem Klerus auch Staatsorden verliehen (deren Verleihung die Erhebung in den pers?nlichen sowie erblichen Adelsstand zur Folge hatte). Den Mitgliedern des Heiligen Synods (des regierenden Gremiums der russisch-orthodoxen Kirche seit Peter I.) ?bertrug Paul das Recht, selber Kandidaten f?r den Posten ihres Ober-Prokurors zu w?hlen. Er sorgte f?r die materielle Lage des Klerus, der Priester-Witwen und Hinterbliebenen und verbot die leibliche Z?chtigung von Klerikern.
Wesentlicher Teilnehmer der Verschw?rung gegen Paul war der baltische Graf Peter Ludwig von der Pahlen, der Generalgouverneur von St. Petersburg. |
Zugleich aber ?bte Paul I. gleich seinem Vater Peter III. weitgehende religi?se Toleranz. Er unterst?tzte die von den franz?sischen Revolution?ren hart bedr?ngte r?misch-katholische Kirche in seinen Landen und vornehmlich den Jesuitenorden, der in Ru?land Zuflucht fand. Nur der Jesuit Pater Gruber durfte Zar Paul seine Morgenschokolade zubereiten und reichen. Paul stellte die Verfolgungen der russischen Altgl?ubigen ein und half ihnen h?ufig. Als ein Altgl?ubigen-Gebetshaus einem Brand zum Opfer fiel, gab der Zar den Bittstellern Geld aus seiner pers?nlichen Schatulle f?r den Wiederaufbau. Auch dies war ein Ausdruck von Pauls aufrichtigem Willen, ein Zar des ganzen Volkes zu sein und f?r all seine Untertanen ungeachtet ihres Glaubens zu sorgen, obwohl er dabei von seinen orthodoxen ?berzeugungen ausging und vor allem die orthodoxe Kirche als Haupt- und Staatskirche f?rderte. Heute w?rden wir sagen, Paul handelte ?kumenisch.
Zuerst lie? ihn der gekr?nkte Adel z?hneknirschend bis Gift und Galle speiend schalten und walten. Doch schon 1797 gab es Ger?chte ?ber eine gegen Zar Paul gerichtete Adelsverschw?rung.
Gro?meister des Malteserordens
1797 wandten sich die Ritter des Ordens vom Spital St. Johannis zu Jerusalem, die seit Anfang des 16. Jahrhunderts die Mittelmeerinsel Malta besa?en und daher Malteser(-Ritter) hie?en, an Ru?lands Kaiser um Hilfe. Ihre L?ndereien auf dem Festland wurden von franz?sischen Revolution?ren s?kularisiert, die auch Malta bedrohten. Paul I. nahm den Malteserorden als Protektor unter seine Schirmherrschaft und gab den Rittern ihren vorher s?kularisierten Landbesitz im russisch gewordenen Teil Polens zur?ck. Eine nicht unwesentliche Rolle spielte dabei auch sein Wunsch, durch die Inbesitznahme Maltas Ru?lands Pr?senz im Mittelmeerraum zu verankern. Malta galt nicht von ungef?hr als Schl?ssel zum mediterranen Gro?raum. Als Dank boten die Malteserritter Zar Paul die Gro?meisterw?rde an. Der Malteserorden war zwar r?misch-katholisch, jedoch antifranz?sisch und antirepublikanisch. Letzteres war f?r Kaiser Paul I. ausschlaggebend, der sich dazu verpflichtet f?hlte, an der F?rderung und milit?rischen Unterst?tzung der Monarchie auch in anderen, vor allem in christlichen L?ndern (aber auch im damals von den franz?sischen Revolution?ren bedr?ngten Osmanischen Reich) teilzunehmen. Kaiser Paul wurde zum 72. Gro?meister des Malteserordens gek?rt, obwohl er verheiratet war und sich zum russischorthodoxen Glauben bekannte. Sp?ter wurde dies von manchen Kritikern zum Anla? genommen, die Rechtm??igkeit seiner Gro?meisterwahl abzustreiten und ihn zwar als Gro?meister de facto, jedoch nicht de jure anzuerkennen. Dabei wurde und wird jedoch auch heute noch vollkommen ?bersehen, da? Zar Paul die Gro?meisterw?rde auf Bitten der Malteserritter selbst annahm, die sehr wohl ?ber alle besagten Umst?nde informiert waren und, mehr noch, ihren neuen, verheirateten russischen Gro?meister darum ersuchten, auch ihnen das bislang obligatorische Ordensgel?bde zu erlassen (das infolgedessen heute selbst im nunmehr streng r?misch-katholischen „p?pstlichen" Souver?nen Malteserorden nur f?r die verschwindend kleine Minderheit der M?nchs- oder Profe?ritter gilt). Bezeichnenderweise wurde kein einziges Malteser-Ordensgesetz, das unter dem angeblichen „de-facto- Gro?meister" Kaiser Paul I. von Ru?land verabschiedet wurde, im heutigen Souver?nen Malteserorden au?er Kraft gesetzt. Zu Zar Pauls Zeiten war aber die Frage der Ordensniederlassung auf russischem Hoheitsgebiet die Malteser eine ?berlebensfrage. Das gesamte Ordenskapitel ?bersiedelte ins gastfreundliche Ru?land, wo es bis 1817 blieb und bestens versorgt wurde. Die Ritter Sankt Johannis schenkten Zar Paul die vom heiligen Evangelisten Lukas geschaffene, wundert?tige Ikone der Heiligen Mutter Gottes von Philermo sowie die rechte Hand ihres Patrons Sankt Johannes des T?ufers.
Der Malteserorden wurde mit dem russischen Kaiserreich, die Malteser Gro?meisterw?rde mit dem russischen Kaisertitel, das Malteser Ordenswappen mit dem russischen Staatswappen f?r alle Ewigkeit vereinigt. Das Malteserkreuz wurde in den Rang der h?chsten Auszeichnung des russischen Kaiserreiches erhoben, dem alle anderen russisch-kaiserlichen Orden untergeordnet waren.
1798 wurde jedoch die Insel Malta durch Napoleon Bonaparte (damals noch republikanischer General) erobert. Der seinem Wort treue Paul I. schlo? sich der antifranz?sischen Koalition an, der Preu?en, ?sterreich und England bereits angeh?rten. Die russische Kriegsflotte mit dem hochrangigen Malteserritter Admiral Fedor Uschakow an der Spitze segelte aus dem Schwarzen Meer ins Mittelmeer. Das gegen die Franzosen nach Italien marschierende russische Feldheer wurde vom hochrangigen Malteserritter Graf Alexander Suworow befehligt. F?r seine Heldentaten w?hrend dieses italienischen Feldzugs erhielt Suworow den Titel des F?rsten von Italien, den Rang des Generalissimus und Ehrenbezeigungen, die vorher nur Zaren galten.
Sowohl der ritterliche Paul als auch Suworow begriffen sehr bald, da? es ihren Koalitionspartnern (vor allem England) weniger um die Bek?mpfung der Franz?sischen Revolution als um die Inbesitznahme der italienischen Beute der franz?sischen Eroberer ging. Die Verb?ndeten standen nicht zu ihren Verpflichtungen und nutzten die Russen als billiges Kanonenfutter, ohne f?r ihre Bed?rfnisse geb?hrend zu sorgen. Zu guter Letzt vertrieben die Engl?nder die Franzosen 1800 von der Insel Malta - nur um diese dann zu ihrem eigenen Marinest?tzpunkt auszubauen, statt sie dem Malteser Orden zur?ckzugeben. Das war eindeutiger Vertragsbruch und Verrat.
Paul I. zog Suworows Heer aus Italien ab und forderte Preu?en zu entschlossenem Vorgehen gegen England auf. Gleichzeitig kn?pfte der Zar pers?nliche Kontakte zu Napoleon, der bald Erster Konsul werden sollte.
B?ndnis mit Napoleon
Zuerst forderte Paul Napoleon zum Zweikampf auf, um die Streitigkeiten zwischen beiden Staaten unter pers?nlichem Lebenseinsatz zu regeln, ohne das Blut ihrer Soldaten zu vergie?en. Napoleon lehnte das Duellangebot zwar ab, wu?te es jedoch geb?hrend einzusch?tzen und lie? alle russischen Kriegsgefangenen bedingungslos frei.
Kaiser Paul I. begriff, da? Napoleons Machtantritt der Franz?sischen Revolution ein Ende setzte. Daher schlo? er mit dem Ersten Konsul der Franz?sischen Republik und baldigem Kaiser der Franzosen Napoleon Bonaparte ein milit?rpolitisches B?ndnis gegen England ab, um die heimt?ckischen Briten f?r den Raub Maltas zu bestrafen. Ru?land beteiligte sich nunmehr an der von Napoleon ?ber England verh?ngten Kontinentalblockade, die das hartn?ckige und immer neue R?nke schmiedende Albion wirtschaftlich erdrosseln mu?te. Au?erdem beschlo? Paul nach seinem Vertrag mit Napoleon, gleich Frankreich ein 35.000 Mann starkes Expeditionskorps nach Indien zu entsenden, um England seine wertvollste Kolonie zu entrei?en. Das russische Expeditionskorps setzte sich mit Donkosaken an der Spitze in Bewegung.
Zar Pauls „Indienbefehl" wird auch heute noch h?ufig als „wahnwitzig" und „absurd" bezeichnet. Dabei wird jedoch ?bersehen, da? der erste Plan eines solchen Feldzugs nach Indien (um Englands Macht in „Ru?lands asiatischem Unterleib" zu schw?chen) bereits unter Katha
rina II. (die keiner f?r „verr?ckt" zu halten wagt) arbeitet und von Paul nur verwirklicht wurde.
Pauls Bruch mit den Koalitionspartnern bedeutete f?r diese eine wahre Katastrophe. Speziell f?r England bedeutete er einen irreparablen Schlag gegen die britische Weltmacht und Geldb?rse. Er bedeutete auch einen schweren Schaden f?r die Geldb?rse der seit Generationen eng mit England wirtschaftlich und finanziell verkn?pften russischen Kaufleute und Gro?grundbesitzer, die das Inselreich mit Getreide, Leinen, Hanf, Segeltuch, Teer, Rundholz und allem versorgten, was das Empire und vor allem die britische Weltmeerflotte brauchten. Aus diesem Grund wurde eine Verschw?rung mit dem Ziel in Gang gesetzt, den f?r Ru?lands wahre Interessen eintretenden Zaren Paul m?glichst schnell zu beseitigen. Verschiedene Autoren haben nachzuweisen versucht, da? diesbez?glich insbesondere die internationalen Verbindungen der Freimaurerei, die verschiedene Exponenten der russischen Aristokratie mit hochgradigen Maurern in England und Deutschland verband, ausschlaggebend waren.
Der „verr?ckte" Zar
Dieses Ansinnen fand im an Freisinnig- keit, Luxus und Unzucht gew?hnten russischen Hochadel, vor allem in den Lebem?nnern von Gardeoffizieren als dessen schlechtesten Vertretern, willf?hrige Handlanger.
Ab Herbst 1800 begann die planm??ige Umsetzung der Verschw?rung, worin Graf Nikita Panin (Neffe und Namensvetter von Pauls Erzieher) vom Ausw?rtigen Amt, Graf Pjotr von der Pahlen (Generalgouverneur von St. Petersburg), General Leontij von Bennigsen, Admiral Josef De Ribas, die Gebr?der Subow, deren Schwester Sherebzowa, die Senatoren Orlow, Tschitscherin, Tatarinow, Tolstoj, Troschtschinskij, die Generale Golizyn, Depreradowitsch, Oboljaninow, Mansu- row, Uwarow, die Offiziere Tolbanow, Skarjatin, Sablukow und viele andere Angeh?rige des Hochadels involviert waren. An ihrer Spitze stand der britische Botschafter in Ru?land, der Hochgrad-Freimaurer (und Sherebzowas Geliebter) Sir Charles Whitwort als R?ckgrat und Organisator der Verschw?rung, unter dessen Vermittlung diese aus England 2.000.000 Goldrubel erhielt.
?ber Paul I. ergo? sich ein wahrer Strom von Verleumdungen. Deren Ziel war es, zu „beweisen", er sei „verr?ckt", „geisteskrank" und d?rfe daher „im Volks- und Dynastie-Interesse" nicht an der Macht bleiben. Diese Verleumdungen wurden nicht nur durch die Nichterf?llung bzw. Verzerrung der Zarenbefehle „untermauert", sondern auch dadurch, da? von anderen eindeutig sinnlose Befehle in Pauls Namen erteilt wurden.
Zar Pauls derart gnadenlos verf?lschte Gestalt wurde im ?ffentlichen Bewu?tsein so tief verankert, da? sie nicht nur zu Lebzeiten des Kaisers, der angeblich „unw?rdig war, das gro?e Russische Reich zu regieren", sondern selbst nach seiner Ermordung (die bis 1905 verheimlicht wurde) bedauerlicherweise von vielen bis heute f?r bare M?nze genommen wird.
Die Adelsgesellschaft wurde, in erster Linie von Generalgouverneur Pahlen, mittels Klatsch und Ger?chten und sowie eindeutig falschen Behauptungen eingesch?chtert, wonach der verr?ckte Paul Unschuldige hinrichten, einkerkern bzw. nach Sibirien verbannen lassen wolle. Aufrechten Orthodoxen wurde eingeredet, Pauls „Malteserspiele" zielten darauf ab, das orthodoxe Ru?land zu katho- lisieren. Pahlen redete dem Zaren ein, seine S?hne Alexander und Konstantin w?rden ihm unter Anleitung durch Kaiserin Marie nach Thron und Leben trachten. Kraft seines Amtes war Pahlen Pauls n?chster Vertrauter, dem der Kaiser Glauben schenkte. Indessen betrog Pah- len, wie er selbst sp?ter zugab, auch Kronprinz Alexander. Diesem versicherte Pahlen, man wolle seinen „geisteskranken" Vater „zum Wohl des Vaterlandes" nur absetzen und Alexander zum Regenten machen.
Anfangs weigerte sich Prinz Alexander, mitzumachen. Der junge Panin und Pahlen vermochten es jedoch, ihn von der Notwendigkeit der Palastrevolution aus Gr?nden der Staatsr?son zu ?berzeugen. Sie mu?ten Alexander mehrfach schw?ren, Pauls Leben zu schonen. Das taten sie jedoch nur, um Alexanders Gewissen zu beruhigen, wie Pahlen sp?ter zugab.
Der mit dem russischen Zaren verb?ndete Erste Konsul der Franz?sischen Republik Napoleon Bonaparte, der durch seine allgegenw?rtigen Sp?her und Kundschafter rechtzeitig von der gegen diesen gerichteten Verschw?rung erfuhr, setzte ihn davon in Kenntnis. Der geniale Korse sch?tzte Kaiser Paul I. als Monarch und Menschen sehr, und zwar bis an sein Lebensende. Neben den politischen Motiven seiner sp?teren Kriege gegen Ru?land hatte er wohl auch den Wunsch, den eidbr?chigen Zaren Alexander I. f?r die Mitschuld an der Ermordung seines Vaters zu bestrafen.
Am 7. M?rz 1801 fragte der durch Napoleon informierte Kaiser Paul den Pe
tersburger Generalgouverneur Graf von der Pahlen offen, ob dieser von einer Verschw?rung wisse. Der innerlich zutiefst entsetzte Graf Pahlen bejahte kaltbl?tig die Frage des Zaren, erkl?rte jedoch, er h?tte sich absichtlich an die Spitze der Verschw?rung gestellt, um st?ndig auf dem Laufenden zu sein und sie im letzten Augenblick zu vereiteln. Obwohl es Pahlen gelungen war, Paul hinters Licht zu f?hren, erkannte er die Gefahr. Er redete Alexander ein, der Zar wolle ihn sowie die gesamte Zarenfamilie einkerkern, so da? die Verschw?rer unbedingt zuschlagen m??ten...
Zar Pauls Ermordung
Am 11. M?rz 1801 lud Zar Paul die Prinzen Alexander und Konstantin zu einer Art Privatverh?r ein. Nach der Verneinung seiner direkten Frage, ob die Prinzen zu den Verschw?rern geh?rt, lie? er beide ihm auf Kreuz und Evangelium er neut als ihrem Monarchen Treue schw?ren. In Pauls letzter Nacht wurden die ihrem Zaren treuen Garden aus seinem Sankt-Michael-Schlo? abgezogen und heimlich durch das Kronprinz Alexander treu ergebene Semjonow-Garderegiment ersetzt. In der gleichen Nacht zum 12. M?rz lief (obwohl sich Ru?land praktisch im Kriegszustand mit England befand und die Schiffe beider Staaten gegenseitig arretiert waren) ein britisches Schiff in die Newa ein, um die Verschw?rer an Bord zu nehmen, falls ihr Plan mi?lingen sollte. Dies konnte nur unter den Bedingungen eines weitgediehenen Verschw?rernetzes passieren, das bis in alle Teile der russischen Staatsbeh?rden reichte.
An die 60 in Graf Pjotr von der Pahlens Haus versammelte, meistens f?r diverse Dienstvergehen gema?regelte, stark alkoholisierte junge Offiziere begaben sich in zwei Gruppen zum Sankt-Michael- Schlo?, wo Paul I. in seiner doppelten Funktion als Kaiser aller Russen und als Gro?meister des mit dem russischen Kaiserreich untrennbar unierten Malteserordens residierte. Bezeichnenderweise erkl?rte ein Verschw?rer, in Schwung geraten, lauthals, es w?re doch gut f?r Ru?land, die gesamte Zarenfamilie zu ermorden. Dieser Vorschlag wurde zwar abgelehnt, zeugte jedoch eindeutig vom Denken des damaligen russischen Hochadels.
Die beiden Verschw?rergruppen drangen in Pauls Schlafzimmer ein, nachdem sie seinen treuen T?rw?chter Kirillow niederges?belt hatten. Durch S?belrasseln und Kampfgeschrei geweckt, versuchte Paul (der die T?r zum Waffenraum, wo sich die Degen verhafteter Offiziere und sein eigener Degen befanden, vergeblich zu ?ffnen versuchte), durch eine Geheimpforte zu entkommen, wurde jedoch von einem schweren Wandteppich (einem Geschenk des franz?sischen K?nigs Ludwig XVI. und dessen Gattin, die bereits von den Jakobinern hingerichtet worden waren) zu Boden geschlagen. Die eingebrochenen Verschw?rer konnten dadurch Pauls habhaft werden. Bennigsen versicherte, man w?rde ihn am Leben lassen und nur verhaften, falls er keinen Widerstad leistete und sofort abdankte. „Was habe ich denn getan?" - wollte Paul wissen. „Sie haben uns vier Jahre lang gequ?lt", lautete die Antwort.
Der schwerbetrunkene Nikolai Subow (Generalissimus Suworows Schwiegersohn) fa?te den Zaren grob an. Der emp?rte Paul stie? ihn zur?ck. Darauf zerschmetterte Subow mit seiner goldenen Tabakdose (einem Geschenk der Zarin Katharina II.) Pauls linke Schl?fe. Blut?berstr?mt sank der Kaiser zu Boden. Andere Verschw?rer schlugen und traten auf ihn ein. Endlich wurde er mit Oberst Jakow Skarjatins Offizierssch?rpe erdrosselt. Anderen Quellen zufolge starb Kaiser Paul I. jedoch von der Hand seines anwesenden Leibarztes James Vil- liers, der ihm die Schlagader durchschnitt, um danach in der Todesurkunde zu erkl?ren, der Zar sei einem Gehirnschlag erlegen (nach Kaiser Alexanders I. Machtantritt wurde Villiers dessen Leibarzt).
Pahlen blieb sich selber treu und erschien erst nach Pauls Tod am Tatort.
Er hielt sich absichtlich zur?ck, um die Verschw?rer im Falle ihres Mi?erfolgs zu verhaften und vor dem Zaren als sein Retter zu erscheinen. Der schlimmste Gedanke des sterbenden Kaisers war wohl der Gedanke, da? sein eigener Sohn Alexander an der Spitze seiner M?rder stand.
Nichtdestotrotz waren die alarmierten Wachsoldaten des Alexander treuen Semjonow-Garderegiments (die als „Gemeine" nichts von der Verschw?rung wu?ten) bereit, Kaiser Paul zu besch?tzen. Doch Bennigsen und Pahlen versicherten den aufgeregten Soldaten, Kaiser Paul h?tte „der Schlag getroffen" und
sein Sohn, ihr geliebter Alexander, sei nunmehr Zar. Pahlen eilte in Alexanders Stube und setzte ihn ?ber den Tod seines Vaters in Kenntnis. Alexander brach in Tr?nen aus und erinnerte Pahlen an dessen Schwur, Pauls Leben zu schonen.
Pahlen fiel ihm br?sk ins Wort: „Genug des Weinens! Sonst kriegen wir alle die Bajonette am eigenen Leibe zu sp?ren! Zeigen Sie sich dem Volk!" Alexander trat mit Tr?nen in den Augen vor die Soldaten, um sie zu beruhigen. Die Wachen schwiegen verdutzt und wohl wenig ?berzeugt. Doch gegen den Kronprinzen erhob sich keine Soldatenhand.
Der Verschw?rung des russischen Hochadels, die, wie viele Quellen nahelegen, von England und der HochgradFreimaurerei schottischen Ritus auch f?r die meisten Zarenm?rder selbst heimlich geleitet und finanziert wurde, war somit Erfolg beschieden. Dieser edle, ritterliche Monarch, der vom aufrichtigen Wunsch erf?llt war, Ru?land gro? und das russische Volk gl?cklich zu machen, Recht und Gesetz zu achten und zu sch?tzen, fiel von M?rderhand.
Alle Verschw?rer fanden ein b?ses Ende. Manche wurden von Alexander verbannt, andere durch Gott bestraft. Der Hauptverschw?rer Pahlen wurde seines Amtes und aller W?rden enthoben und auf sein Gut im Baltikum verbannt, wo er langsam geistig verk?mmerte. Wahnsinnig wurden auch Nikolaj Subow (der in geistiger Umnachtung sogar seine eigenen Exkremente fra?) und Bennigsen. Diese Leute, die den klugen Paul I. f?r „verr?ckt" zu erkl?ren wagten, wurden tats?chlich verr?ckt. Eine Ironie des Schicksals - oder Gottes Strafe?
Die Freude des eidbr?chigen russischen Hochadels war von nicht allzulanger Dauer. Kaiser Alexander I. (der nat?rlich sofort auf die Insel Malta verzichtete, die Malteser-Gro?meisterw?rde anlehnte, den Malteserorden schlie?lich aus Ru?land abschob und 14 Jahre lang von England finanziert in Englands Interesse gegen das napoleonische Frankreich Krieg f?hrte, was ihn w?hrend Ru?lands Invasion durch Napoleons Grande Armee 1812 beinahe Krone und Leben kostete) und sein Nachfolger Kaiser Nikolaus I. waren und blieben Zar Pauls S?hne, die nach ihm geraten waren. Weder sie noch die folgenden russischen Zaren unterwarfen sich dem Diktat des Hochadels. Nachdem dieser endlich begriffen hatte, da? er keine Macht mehr ?ber den Autokraten hatte, beschritt er den Weg des Staatsverrats, um in Kollaboration mit Ru?lands Feinden die Zaren-Autokra- tie in Ru?land zu vernichten. Letzteres gelang ihm endlich im Februar 1917 - wonach der Hochadel jedoch unter den Tr?mmern des Zarenreiches umkommen mu?te.
Kaiser Pauls I. Herrschaft pr?gte Ru?lands weitere Geschichte in folgender, ?u?erst wichtiger Hinsicht: Der Zar wandte sich zum ersten Mal seit seinem Gro?vater Peter I. der russisch-orthodoxen Kirche zu und verankerte die Grunds?tze der Autokratie. Pauls Herrschaft, die von ihm erarbeiteten Gesetze und die von ihm bewu?t gesteuerte Politik lie?en ihn zum wahren Volkszaren werden, was ihn jedoch das Leben kostete. Und dennoch war es gerade Paul I. beschieden, den Grundstein des russischen Staatsleben f?r das 19. und 20. Jahrhundert zu legen. Die Grunds?tze lauteten: „Orthodoxie, Autokratie, Volkstum." Oder, als Soldaten-Schlachtruf formuliert: „F?r Glauben, Zar und Vaterland!"
Kurz vor seinem M?rtyrertod schrieb Kaiser Paul I. einen Brief, den er eigenh?ndig in einen Briefumschlag legte, versiegelte und erst 100 Jahre nach seinem Tod zu ?ffnen befahl. Der Briefumschlag wurde in der Zarenfamilie bis zum 24. M?rz 1901 aufbewahrt und erst an diesem Tag von Kaiser Nikolaus II. ge?ffnet und gelesen. Der Briefinhalt ist uns unbekannt, er soll jedoch auf Zar Nikolaus II. einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. M?glicherweise enthielt Kaiser Pauls Brief eine Voraussage ?ber das Schicksal des russischen Zarenhauses Romanow und ganz Ru?lands.
Katharina II., die direkt oder indirekt Mitschuld an der Ermordung ihres Mannes Zar Peter III. trug, isolierte ihren Sohn Paul und hielt ihn vom Thron fern.
Als Paul nach dem Tod seiner Mutter zum Kaiser proklamiert wurde, erlie? er verschiedene Gesetze zum Schutz der Leibeigenen und zur Eind?mmung der Macht des Adels.
Der sp?tere Zar Alexander I. glaubte den Beteuerungen Graf Pahlens und der anderen Verschw?rer, wonach sein Vater dem Wahnsinn verfallen sei, lie? sich von ihnen jedoch schw?ren, da? sie das Leben Zar Pauls schonen w?rden. |
Wesentlicher Teilnehmer der Verschw?rung gegen Paul war der baltische Graf Peter Ludwig von der Pahlen, der Generalgouverneur von St. Petersburg.
Zar Paul gew?hrte den Rittern des Malteserordens nach der franz?sischen Eroberung Maltas Zuflucht in Ru?land. Er wurde - obwohl verheiratet und russisch-orthodoxer Konfession - zum 72. Gro?meister des Malteserordens gek?rt. Bis heute werden alle unter seiner Gro?meisterschaft erlassenen Ordensgesetze vom Ritterorden anerkannt.
Der sp?tere Zar Alexander I. glaubte den Beteuerungen Graf Pahlens und der anderen Verschw?rer, wonach sein Vater dem Wahnsinn verfallen sei, lie? sich von ihnen jedoch schw?ren, da? sie das Leben Zar Pauls schonen w?rden.
Anfangs hatte Zar Paul Napoleon noch zum Zweikampf aufgefordert, um die Konflikte zwischen beiden Staaten unter pers?nlichem Lebenseinsatz zu regeln, ohne das Blut ihrer Soldaten zu vergie?en. Sp?ter verb?ndete sich Paul jedoch mit Napoleon, weil er das doppelte Spiel Englands durchschaute. Damit war sein Schicksal besiegelt: In der Nacht auf den 12. M?rz 1801 wurde er von schwer betrunkenen Vertretern des russischen Hochadels - nach anderen Quellen von seinem englischen Leibarzt - ermordet.
Denkmal f?r Zar Paul in St. Petersburg: Seine Herrschaft pr?gte Ru?lands weitere Geschichte in wichtiger Hinsicht: „Orthodoxie, Autokratie, Volkstum“, lauteten seine Grunds?tze. Die Hinwendung zur russisch-orthodoxen Kirche, die Verankerung der Grunds?tze der Autokratie und der Einsatz f?r die Interessen der einfachen Menschen in Ru?land, der ihn schlie?lich das Leben kostete, waren die Grundlagen seiner Herrschaft.